Foto: Thomas Xu via Compfight

Auf die Chefs ist im Unternehmen alle Macht konzentriert.

Natürlich interpretieren sie ihre Rolle an der Spitze unterschiedlich und führen die Unternehmen und Menschen auch verschieden.

Bild in Originalgröße anzeigen

 

Der Spiegel bringt eine Typologie der Chefs und Bosse 

(Quelle: spiegel.de, 25.11.2013)

1 Der Despot

Sein Büro erkennt man an den stets heruntergelassenen Jalousien. Dahinter tigert er fluchend auf und ab. Er hat ein Terror-Regime in der Abteilung errichtet, täglich sieht man weinende oder verschreckte Mitarbeiter. Konferenzrunden sprengt er mit eisigem Schweigen oder Wutwallungen. Seine neue Assistentin feuerte er nach wenigen Tagen und bewarf sie mit jenem Puddingplunder, den sie beim Bäcker statt der gewünschten Quarkkeulchen besorgt hatte. Ärger mit dem Betriebsrat gab es erst neulich wieder, nachdem er das Auto eines neuen Mitarbeiters, das fälschlicherweise auf seinem Parkplatz stand, zur Schrottreife gerammt hatte.

Typischer Satz im Vorstellungsgespräch: „Also ich sag ja immer: Man muss Menschen erst brechen, um sie aufzubauen.“

2 Die Motivationsmaschine

Sie betritt das Großraumbüro mit elastisch wippendem Pferdeschwanz und beherztem Biss in einen grünen Apfel. Klar, dass sie heute wieder Smoothies für alle mitgebracht hat. Vor der wichtigen Präsentation zwingt sie die Mitarbeiter in einen Kreis, um sie mit schrillen Motivationsparolen hochzupeitschen: Tschakka, High-Five! Die Scham aller anderen ignoriert sie, was wissen die schon von Selbstoptimierung. Nur einmal war sie krankgeschrieben, nachdem sie sich beim Skydiven (Teambuilding-Ausflug) beide Beine gebrochen hatte. Aber es war trotzdem echt ein geiler Adrenalin-Kick!

Typischer Satz: „Enjoy your job!“

3 Die Nulllösung

Dieser Zufallsboss rätselt selbst, wie ausgerechnet er auf ausgerechnet dieser Position landen konnte. An Führungsqualitäten oder Sachkunde lag es sicher nicht. Die Nulllösung lungert am Kopierer herum, um wichtige Trends im Unternehmen aufzuschnappen, oder taucht hinter Zimmerpalmen auf, wenn der Büro-Primus über die Branche philosophiert. Seine erfahrene Sekretärin liefert das Schlagwortwissen, das er benötigt, um nicht aufzufliegen. Bald wird sie pensioniert, das bereitet ihm schon jetzt schlaflose Nächte. Beim Jour fixe lässt er sich reihum alle Mitarbeitermeinungen vortragen, um sie dann leicht abgewandelt nachzuplappern.

Typischer Satz: „Sie machen einen kompetenten Eindruck. Das kann ich in meiner Abteilung brauchen.“

4 Der Patriarch

An seinem wuchtigen Antikschreibtisch raucht er Pfeife und signiert Dokumente mit dem Montblanc-Füller. Der alte Patriarch führt im Familienunternehmen ein strenges Regime, Loyalität steht bei ihm an oberster Stelle. So erhält jeder Mitarbeiter als Weihnachtspräsent ein Feuerzeugset mit Firmenlogo. Wichtige Deals werden bei zehn Gläsern Rotwein geschlossen. Kurz vor Feierabend patrouilliert der Patriarch mit seinem diamantbesetzten Spazierstock durch den Betrieb und schickt die Mitarbeiter nach Hause zu ihren Familien.

Typischer Satz: „Wo erfolgte die zweite Werksgründung, nachdem Karl die Geschäfte 1894 an seinen Halbbruder übertragen hatte?“

5 Der Kumpel

Och Menno – echt total doof, dass durch die Chefposition so ein Machtgefälle entstehen musste! Der Kumpel fühlt sich ständig außen vor. Seine Mitarbeiter gehen nach Feierabend Bierchen trinken: Warum fragt denn keiner, ob er auch mitkommen will? Angemessene Distanz kennt er nicht. Wer nicht aufpasst, hat den Kumpel beim nächsten privaten Fest mit Grillschürze im Garten stehen. Oder muss zusehen, wie er sich beim gemeinsamen Konzertbesuch in Trance schwingt. Am nächsten Morgen haut der Chef dem peinlich berührten Mitarbeiter auf die Schulter und kräht: „Na, is ja doch noch das eine oder andere Bierchen mehr geworden gestern, was?“

Typischer Satz: „Nebenan steht die Tischtennisplatte, wenn du nachher noch Lust auf einen Rundlauf hast?“

6 Die Eiskalte

Sie ist schon sehr lange im Geschäft und hat sich ihre Position hart erkämpft. Die Eiskalte schaut grundsätzlich nicht hoch, während sie mit Bleistiftrock, Stilettos und Oberarmen aus Stahl Mitarbeiter zur Audienz empfängt und mit leise schneidendem Ton zur Sau macht. Betritt sie den Raum zum Morgen-Meeting, wird es augenblicklich still. Das Heben und Senken einer Augenbraue entscheidet, welcher Kopf als Nächstes rollt. In ihrem Büro hängt ein persönlich signiertes Poster von Anna Wintour.

Typischer Satz: „Seien Sie froh, dass ich überhaupt was zahle. Wenn Sie wüssten, mit welchem Gehalt ich angefangen habe!“

7 Die Paranoikerin

Sie hat viel, nein: alles! dafür getan, um ganz oben anzukommen. Fortan agiert sie angstgesteuert und wittert überall Intrigen. In die Kantine geht sie nur mit, um durch ihre Präsenz das Aushecken von Putschplänen zu verhindern. Mitarbeiter tun gut daran, ihr niemals ein Kompliment zu machen. Tags darauf bittet sie zum Vieraugengespräch, schließt die Bürotür doppelt ab und schreitet zum Verhör: „Ihr Kommentar bezüglich der ‚frischen Farbe‘ meines Hosenanzugs… was steckte wirklich dahinter? Und lügen Sie mich nicht an, verdammt noch mal!“

Typischer Satz: „In Ihrer Bewerbung steht, Sie seien ehrgeizig. Wie genau ist das gemeint?“

8 Der Faulenzer

Sein Arbeitstag beginnt nie vor halb elf, bis dahin hat er im Café gegenüber gefrühstückt und Zeitung gelesen. Sein Lieblingssatz: „Ach, das kriegen Sie schon hin.“ Sein Tagesziel: den „Angry Birds“-Highscore zu knacken. Andauernd trudeln Pakete von Online-Versandhändlern für ihn ein; im Chefzimmer kann man leicht über ein Hindernis seines Minigolf-Parcours stürzen. Seine Mitarbeiter arbeiten vor wichtigen Abgaben die Nächte durch und laufen morgens verquollen wieder auf; derweil verlässt er bester Laune um 17 Uhr die Firma und feixt noch frech über „Außentermine“.

Typischer Satz: „Wir sind hier auf der Arbeit und nicht auf der Flucht.“

 

Cover art

Das Handelsblatt (handelsblatt.com, 30.04.2015 ) unterscheidet sechs Charaktere und bringt Protagonisten aus der Wirtschaft als Beispiele.

1. Die Egomanen

Wen kümmert das schon, dass die Leute und die Politiker sich über Subventionen in dreistelliger Millionenhöhe aufregen, nur weil der Begünstigte dann Reißaus nimmt, die Heimat im schwäbischen Aretsried verlässt und in die Schweiz geht, wo weniger Steuern anfallen. Theo Müller denkt so, der Sohn des Molkereibesitzers Alois Müller, der von 1971 an in hartnäckiger Wachstumsfixierung seine Milch-Gruppe aufbaute. Der aus dem verwechselbaren, homogenen Produkt Milch eine Marke machte mit seinen Joghurts und Geschmacksgetränken. Der für eine gewisse Unerbittlichkeit bekannt ist. Und der den Slogan „Alles Müller oder was?“ in die deutschen Haushalte brachte, unter Zuhilfenahme von PR-Verstärkern wie Dieter Bohlen.

Die weiteren Typen von Patriarchen versteckt das Handelsblatt hinter der Bezahl-Barriere ….