„Die Philosophie der Größe“

„Die Größe […] scheint das zentrale Problem der Schöpfung zu sein.“

Leopold Kohr meint dabei mit der Größe nicht die absolute Größe, sondern die relative, die zu große Größe.
„Wo immer etwas fehlerhaft ist, ist es zu groß. […]
Die Größe – und nur die Größe! – ist das zentrale Problem der menschlichen Existenz, im sozialen und im physischen Sinn“
Für Kohr gibt es deshalb auch nur eine Rettung: „[…] die Idee und das Ideal der Kleinheit als einziges Serum gegen die krebsartige Wucherung der Übergröße […]“

Die These der rechten Größe von Leopold Kohr

Der Philosoph und Ökonom Professor DDr. Leopold Kohr (1909 – 1994) vertrat mehr als 50 Jahre lang folgende Theorie:
– Kleine Einheiten in Politik, Wirtschaft und Kultur sind der Tendenz zu übermäßiger Größe und Vereinigung weit überlegen.
– Kleine soziale Einheiten bieten den Menschen ein besseres Leben als Großmächte. Und Kleinstaaten sind friedlicher als Großmächte.

Er setzte sich für Dezentralisierung sozialer Organisationen und Gruppen ein.
Er propagierte einer Organisations-Größe, in der Funktion noch möglich ist, aber die gleichzeitig den Mitgliedern eine Überschaubarkeit erlaubt.
Er kritisierte solche übergroßen Einheiten wie
– zentrale Bürokratien,
– riesige Wirtschaftseinheiten (weltweite Konzerne)
– die Europäische Union

Kohr schrieb: „Da der Weg zur Größe kein Ende hat, und da die Einheitsfanatiker kein Ding finden, das sich nicht noch vergrößern ließe, können sie nirgends landen. Außer in der Irrenanstalt der Unendlichkeit.“

„Small is beautiful“

Leopolf Kohr gilt als eigentlicher Schöpfer des international bekannten Slogans „Small is beautiful“. Dies war 1973 ein Buchtitel von Kohrs Schüler Fritz Schumacher.

Die Begründung Kohrs für seine zentrale These der rechten Größe

Ausgangspunkt für die These von Kohr war die Frage: Wie konnten die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, allen voran der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg, geschehen?
Der Hauptgrund lag für Kohr im extremen Nationalismus und Imperialismus, dem Wunsch die eigene nationale Größe rücksichtslos ständig zu steigern. Nur diktatorisch könnten solche Großreiche regiert werden. Menschliche Individualität hätte keinen Platz mehr. Konformität und Anpassung wird verlangt.
Dagegen wandte sich Kohr ein Leben lang. Er bezeichnet sich selbst als Anarchist, aber als gentle anarchist, er sei kein gewalttätiger Anarchist, sondern der Meinung, dass
der beste Staat jener sei, der dem Menschen am meisten Entfaltungsmöglichkeiten lässt, in anderen Worten, der ihn „möglichst in Ruhe lässt“.

Die rechte Größe – das menschliche Maß

Das menschliche Maß steht im Mittelpunkt von Kohrs Visionen. Es ist das Maß, an dem alle Fragen gemessen werden sollten. Nicht der Staat, die Religion, eine Ideologie oder andere abstrakte Einheiten sollten Grundlage der gesellschaftlichen Gestaltungen sein, sondern die Rücksichtnahme auf den Menschen, seine Individualität, seine Kreativität und seine Würde.
Je kleiner gesellschaftliche Einheiten sind, desto eher kann darauf Rücksicht genommen werden.

Wertschätzung des Wissenschaftlers Kohr

Soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Entwicklung von Dörfern und Regionen war eines seiner Hauptziele.
Kohrs Ideen prägten eine ganze Generation und erhielten Wertschätzung zahlreicher namhafter Wissenschafter.
1983 erhielt Leopold Kohr für sein Schaffen in Schweden den Alternativen Nobelpreis.
1989 das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Sein Engagement für die Region Salzburg führte dazu, daß im Bergdorf Neukirchen am Großvenediger eine Akademie nach ihm benannt wurde:
www.leopold-kohr-akademie.at

Ressourcen:

Biographisches

Bibliographie