Bisherige Macht funktioniert nach einigen geheimen Grundprinzipien
Blut ist ein besonderer Saft (Johann Wolfgang Goethe), der vor allem die Adelslinien zusammenhielt.
Für die heutigen Finanz-, Wirtschafts- und Politik-Lenker sind aber offenbar Beziehungen und Netzwerke noch etwas besonderer und kennzeichnender.
Ein Netzwerk wird im Gabler-Wirtschftslexision von Prof. Dr. Hans-Dieter Haas definiert als
System von miteinander in über reine marktbezogene Beziehungen hinausgehend verbundenen Akteuren als Zwischenform von Markt und Hierarchie. Die Struktur eines Netzwerks wird durch das Verhalten, die Interdependenz, die Intensität der Kopplung und die Macht der Akteure bestimmt. Des weiteren kann man Netzwerke hinsichtlich der Zielsetzung und des Grades der Formalität sowie der räumlichen Anordnung unterscheiden (kreatives Milieu, Industriedistrikt).
Für die Gestaltung und Erhaltung von Macht über andere gelten einige grundlegende Prinzipien.
1. Konzentration der Macht in den Händen immer Weniger
35 eng vernetzte Privat-Unternehmen kontrollieren die Welt
James Glattfelder, Stefano Battiston und Stefania Vitali von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich ermittelten in einer komplexen Untersuchung, welches die weltweit mächtigsten Konzerne sind und wie groß deren Einfluss auf das Gesamtsystem ist. Die Basis dafür waren die Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2007.
Einige Ergebnisse:
- 1300 Konzerne beherrschen 80 Prozent der Weltwirtschaft: 1318 der insgesamt 43.060 international tätigen Unternehmen („Globalplayer“) dominieren umsatzmäßig vier Fünftel der Weltwirtschaft.
- Jeder Konzern ist an durchschnittlich 20 anderen beteiligt. Die 147 Top-Konzerne (davon 133 aus dem Finanz- und Immobiliensektor) verfügen über ein engmaschiges Netzwerk und beherrschen dadurch mehr als 40 Prozent der Weltwirtschaft.
- Die 35 Top-Unternehmen kontrollieren 35 Prozent. Unter der Gruppe der mächtigsten Unternehmen sich 35 nochmals besonders mächtige Akteure, die 35 Prozent der Weltwirtschaft kontrollieren.
- Über die Hälfte der Mächtigsten stammt aus den USA: Vor allem Banken und Finanzdienstleister aus den USA haben die Welt fest im Griff. 19 der 35 Top-Konzerne stammen aus den USA.
Auch auf der persönlichen Ebene der mächtigsten Wirtschafts-Lenker zeigt sich ein ähnliches Bild:
Eine aktuelle Studie der Strategieberatung Sonean („The social dependence of independet directors in Europe’s largest companies“) analysierte die Zusammensetzung der wirtschaftlichen Machtnetzwerke und die Bedeutung von Netzwerken für die Lenker der mächtigsten Unternehmen Europas.
Diese Bedeutung ist kaum zu überschätzen, so das Ergebnis.
2. Männer sind an der Macht
Die Chefs von international handelnden Großkonzernen sind in aller Regel Männer sind:
87 Prozent der Vorstände sind Männer und 76 Prozent der Aufsichtsräte.
3. Gute alte Freunde teilen die Macht
Das sind „gute alte Freunde“
Das geht nicht nur über das „normale“ Beziehungsgeflecht, sondern auch über die Mitbesitzer von Aktiengesellschaften.
44 Prozent der Aufsichtsräte hatten bereits vor Anritt der Stelle Kontakt zu ihrem Vorstand.
4. Gleich und gleich gesellt sich gern an der Macht
Menschen, die sich ähnlich sind, leben oder arbeiten oft auch zusammen, soweit eine allgemeine Lebenserfahrung.
Aber: Mindestens 25 Aufsichtsratsmitglieder in den Top-50-Unternehmen in Europa gingen in die gleiche Schule oder arbeiteten schon im gleichen Unternehmen zusammen.
Neue Kontakte werden aufgrund bestehender Kontakte geknüpft.
5. Das Prinzip der Drehtür an der Macht
Das „Drehtür-Prinzip“ ist ein Phänomen, das in fast allen großen Ländern zu beobachten ist.
Nicht nur in den USA ist ein Wechsel zwischen Aktivitäten in Kreis von Wissenschaft (Forschung für die Wirtschaft), Politik („öffentlicher Dienst“) und Privat-Wirtschaft verbreitet.
Politiker bauen sich bereits in ihrer Amtszeit Beziehungen zur Wirtschaft auf.
Dabei gibte es genügend Interessenkonflikte (jedoch sicher kaum Gewissenskonflikte).
6. Die persönlichen Bande der Macht
Mitglieder von unterschiedlichen Aufsichtsräten knüpfen persönliche Kontakte und schaffen Bindungen, womit das Netzwerk noch enger wird.
Viele Manager haben einen sehr ähnlichen Lebensweg.
144 der analysierten 445 Unternehmenslenker zeigen im Lebenslauf den klassischen MBA.
70 weitere haben ein Wirtschaftsstudium durchlaufen.
49 sind Finanz-und Buchhaltungsexperten.
Mediziner sind lediglich 7, Biologen 8 und Juristen nur 40.
Das gleiche Bild übrigens in den 476 Aufsichtsräten der europäischen Unternehmen
Die Rangliste der besuchten Universitäten bei den untersuchten Konzernlenkern:
1. Die renommierte Harvard-Universität / USA (52 unter den Aufsichtsräten)
2. Die Universität von Oxford / England (14 Vorstände und 31 der Aufsichtsräte)
3. Die Universität Cambridge / England
4. Die Pariser Insead
7. Teile und Herrsche
Divide et impera (lateinisch für teile und herrsche) ist eine Redewendung, die bedeutet, man solle ein Volk oder eine Gruppierung in Untergruppen aufspalten, damit sie leichter zu beherrschen bzw. zu besiegen sei.
Die damit bezeichnete Strategie der Führung ist sehr alt und ist z. B. in der Außenpolitik des Römischen Reiches wiederzuerkennen.
8. Halt Du sie dumm, ich halt sie arm
Sprach der König (Politiker) zum Priester: Halte du sie dumm, ich halte sie arm.
(Quelle Unbekannt)
„Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
– Halt Du sie dumm, ich halt sie arm.“
(Reinhard Mey in „Sei Wachsam“, auf Leuchtfeuer, 1996).
Dieses Prinzip verweist auf die Spezialisierung und Arbeitsteilung innerhalb der Macht (z.B. zwischen Politik und Religion).
Buchbeschreibung:
Knapp, prägnant, unterhaltsam: Wer die Mechanismen der Macht kennt, kommt nach oben und kann die Strategien seiner Konkurrenten durchschauen.
Das Spiel mit der Macht liegt in der Natur des Menschen. Jeder kämpft um seine eigene Macht, jeder fürchtet die Macht der anderen, aber niemand weiß so recht, wie Macht zustande kommt und wie sie wirkt. In 48 Gesetzen fasst das Buch zusammen, wie Macht erkämpft und verteidigt wird – im Privatleben und im Beruf.