FRITZCHEN: Regeln für die Psychische Erste Hilfe bei unverletzt-betroffenen Kindern

  Regel Kurze Erläuterung
F Für Nähe selbst gewählter(!) Bezugspersonen sorgen!  Jüngere Kinder suchen v. a. Nähe zu erwachsenen Bezugspersonen, während ältere Kinder bevorzugt mit Gleichaltrigen zusammensind.
R Reizaufnahme / Wahrnehmungauf die Hilfeleistunglenken, ggf. Abschirmen!  Ob man abschirmt oder zuschauen lässt, hängt vom Verhalten und der Reaktion bzw. der Bedürfnislage eines Kindes ab. Außerdem muß man die psychische Situation des Notfallpatienten berücksichtigen, eine Eigengefährdung ist nicht zu verantworten und die Rettungsarbeiten dürfen nicht behindert werden.
I Informationsbedürfnisbefriedigen und dasVerständnis fördern! Kinder haben ein besonders großes Informationsbedürfnis, Unwissenheit und Ungewissheit werden als Belastung empfunden.
T Thematisieren, dass undvor allem: wie geholfen wird!  Im Gegensatz zu den 4-S-Merksätzen für die Psychische Erste Hilfe bei Erwachsenen (vgl. LASOGGA/GASCH 2000, S. 127-128) muss man nicht nur auf die Tatsache hinweisen, daß geholfen wird, sondern auch erklären, wie dies geschieht, weil Kinder eine Hilfeleistung u. U. überhaupt nicht als solche erkennen.(Beispiel: „Der Rettungswagen fährt nicht sofort ins Krankenhaus, weil der Verletzte erst einmal schon im Auto behandelt wird!)
Z Zulassen und Erklärenungewöhnlicher Verhaltensweisen!  Ungewöhnliche Verhaltensweisen sind eine normale Reaktion auf das Miterleben eines Notfallgeschehens.Weil v. a. ungewöhnliche Verhaltensweisen von Dritten an einem Notfallort für Kinder mit Belastungen verbunden sind, sollten sie – etwa als Schockreaktion – verständlich gemacht werden, um zusätzlich belastenden Fehlinterpretationen entgegenzuwirken!
C Chancen nutzen! Kinder können und wollen am Notfallort evtl. selbst aktiv werden.Auch dies ist eine Chance, die genutzt werden kann, indem Kindern – z. B. durch das Tragen eines Notfallkoffers oder das Aufhalten einer Türe – hilfreiche Aktivität ermöglicht wird.
H Professionelle Hilfeverständigen bzw. sicherstellenund sichtbar leisten!  Auf diese Weise wird berücksichtigt, daß Kinder sehr stark mitempfinden bzw. mitleiden und sie sich eine möglichst rasche Hilfeleistung wünschen.Der Anblick der Hilfeleistung beinhaltet ein für die Bewältigung des Geschehens u. U. hilfreiches Potential.
E Entfernen belastenderNotfallspuren!  Der Anblick von blutverschmierten Handschuhen, Verpackungsmaterial von Medikamenten und beschädigten Fahrzeugen kann als Belastung empfunden werden.
N Nachsorge ohne Panik,aber mit langfristigerGesprächsbereitschaftund besonderer Aufmerksamkeit

bei Notfällen mit „Verknüpfungspotential“!

 

Sicherlich nicht jedes Kind, das eine Notfallsituation miterlebt, ist traumatisiert. Dennoch beschäftigen sich Kinder mit dem Erlebten lange und intensiv.Notfälle, die Ähnlichkeiten mit einer (auch vor längerer Zeit) selbst erlebten Notfallsituation aufweisen, können als erneuteBelastung empfunden werden.

Quelle: www.vs-lam.de/merkblaetter/fritzchen.doc