normal, verrückt

Psychische Störungen: Viele Menschen sind aus ihrer Mitte, sind verrückt.

Aber, es ist sehr schwer, bizarre Symptome wie Stimmungs-Schwankungen, Ausbrennen und Wahnideen sinnvoll zu psychischen bzw. psychiatrischen Störungen zusammenzufassen, um Menschen angemessene Hilfe geben zu können. Eine klare Klassifikation aufgrund von objektiven Kriterien ist dabei gewünscht.

Doch psychische Störungen und Phänomene sind nicht zu objetivieren oder gar nicht mit physischen (biologischen) Meßparametern zu erfassen bzw. damit gleichzusetzen. Zudem muß die Individualität des Psychischen beherzigt werden. In diesem Sinne kann die Psychiatrie keine “Wissenschaft” sein, da sie ihre Erkenntnisse nur auf der Grundlage von Erscheinungen bzw. von psychischen Phänomenen erfassen kann. (siehe u.a. Kritik an Psychiatrie: http://www.psychiater-psychotherapie.com/?p=19941&lang=de)

Aber genau deshalb können psychische Probleme und Störungen der Menschen auch Anlaß für Willkür oder gezielte politische und geschäftliche Absichten sein.

Bis etwa 1980 hielt man einen Menschen für völlig normal, wenn er ein Jahr lang um einen nahen Angehörigen trauerte.

Ab 1994 empfahl man Psychiatern mindestens zwei Monate Trauerzeit abzuwarten, bevor man Traurigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen und Apathie als behandlungsbedürftige Depression einstufte.

Im Mai 2013 erscheint die fünfte Neuauflage des

„DSM“ – Diagnostisches und statistisches Handbuch psychischer Störungen”

(http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic_and_Statistical_Manual_of_Mental_Disorders),
Im Mai 2013 erscheint die fünfte Neuauflage des DSM, in dem alle psychischen / psychiatrischen Erkrankungen verzeichnet und definiert sind. Das Buch wird von der “American Psychiatric Association” herausgegeben.
Die über psychische Zustände und Prozesse herrschende Psychiatrie legt dort als Disziplin der Schulmedizin mit langen Listen von Kriterien fest, wann eine Diagnose erstellt werden darf. Sie geben vor, welche Bedingungen erfüllt sein müssen.

Und in der Neuauflage kommen nun neue Krankheiten bzw. psychische Störungen hinzu und werden Veränderungen bei der Definition von Diagnose-Kriterien vorgenommen. Die diesmaligen Veränderungen sind ganz besonders auffällig.

– Ein Eigenbrötler wird dort zu einer „schizoiden Persönlichkeit“ gemacht.
– Ein Schüchterner bekommt das Etikett „sozialer Phobie“.
– Vergesslichkeit im Alter soll als psychische Krankheit gelten.
– Die normale Trauer wird zur schweren Depression.
– Schlecht gelaunte, reizbare Kinder bekämen eine disruptive Launenfehlregulationsstörung (DMDD) attestiert.
– Völlerei gilt künftig als psychische Krankheit namens Fressgelage-Störung (“Binge Eating”-Störung).
– Tobe-Marie und Zappel-Philip werden jetzt erwachsen, weil die Kriterien für ADHS keine Altersbeschränkung mehr haben.

Auf diese Weise werden Krankheiten erfunden oder per Diagnose geschaffen, an denen die Pharmaindustrie Millionen verdienen kann.
Gesellschaftlich nicht erwünschtes Verhalten (auch bei Kindern) wird dadurch außerdem pathologisiert.
Prof. Jürgen Margraf, Universität Bochum: “Die Pharmaindustrie hat massiven Einfluss auf die Definition von Krankheiten.”

Zugleich hat jetzt die Bundesrepublik Deutschland eine Gesetzesänderung erwirkt, welche die psychiatrische Zwangsbehandlung von Menschen erlaubt, die unter rechtlicher Betreuung stehen. Dies wurde im Betreuungsrecht gesetzlich verankert.

Die beiden genannten Maßnahmen legen den Verdacht nahe, daß

1. Menschen damit leichter weggesperrt werden können, die regierungskritisch und im System nicht erwünscht sind.

2. die Zahl der Patienten mit psychischen Erkrankung wesentlich erhöht werden soll, um mehr Psychopharmaka verkaufen zu können.
Beispielsweise durfte eine “bipolare Störung” (alter Name: “manisch-depressive Erkrankung”) bisher nicht diagnostiziert werden, wenn ein Patient eine leichte Manie entwickelte, nachdem er vorher ein Antidepressivum erhalten hatte. Die Manie wurde dann als Nebenwirkung des Medikaments betrachtet. Diese Bedingung soll jetzt wegfallen.
Diese kleine Änderung führt allein rechnerisch dazu, dass sich die Zahl der Patienten mit einer leichten bipolaren Erkrankung verdoppeln könnte.

3. vor allem die “neuen Kinder”, die seit etwa 1990 mit einer vollständigeren DNS, Ganzhirnfunktion und mehr Fähigkeiten geboren werden, gedämpft werden sollen. So ist ja auch ADHS eine erfundene Krankheit, die ursprünglich dazu diente, Medikamente wie „Ritalin“ zu verkaufen.

Normal_51O3ZKPSD6L._SY344_BO1,204,203,200_Der Psychiater Allen Frances schrieb deshalb in seinem Buch „NORMAL“

“Die diagnostische Inflation hat dafür gesorgt, dass ein absurd hoher Anteil unserer Bevölkerung heutzutage auf Antidepressiva, Neuroleptika, Anxiolytika, auf Schlaf- und Schmerzmittel angewiesen ist.”

Allen Frances: NORMAL: Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen 

Gebundene Ausgabe: 430 Seiten
Verlag: Dumont Buchverlag; Auflage: 1 (5. April 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3832197001

“Die diagnostische Inflation hat dafür gesorgt, dass ein absurd hoher Anteil unserer Bevölkerung heutzutage auf Antidepressiva, Neuroleptika, Anxiolytika, auf Schlaf- und Schmerzmittel angewiesen ist.”
Quellen:

http://www.spiegel.de/ (18.1.2013, 21.1.2013, 16.05.2013);

www.br.de (16.05.2013)