Weinen
 

Wenn wir weinen (müssen), befinden wir uns in einer Spirale von Selbstmitleid, Verlegenheit und Scham.

Oft verbinden wir Erwachsenen das Weinen (vor allem in der Öffentlichkeit) mit Schwäche, weil wir als Kinder weinten. Als Kinder kannten wir keine andere Möglichkeit, um unsere Emotionen durch die vielen neuen Eindrücke des Lebens zu verarbeiten. Wir hatten es noch nicht gelernt, unsere Emotionen zu identifizieren und zu artikulieren. Wir waren es noch nicht gewohnt, Gefühle zu kontrollieren und zu unterdrücken. Doch es ist sehr wichtig für uns Menschen, zu weinen.

1. Weinen ist ein Warnsignal

Mit dem Weinen  geben wir uns und anderen bekannt, dass mit uns etwas nicht in Ordnung ist. Deine Seele, Dein Geist und Dein Körper versuchen, Dir etwas über Disharmonien und Konflikte mitzuteilen. Du könntest ängstlich, verletzt, enttäuscht oder verärgert sein.

Weinen ist völlig legitim und natürlich, denn etwas in Dir signalisiert Schmerz.

Weinen ist dann ein Weg, um der angestauten Energie Deines Schmerzens freien Lauf zu lassen. Wenn wir weinen und uns gehen lassen, fühlen wir uns danach sofort besser und sind in den Gedanken wieder gereinigt und klar.

2. Weinen hilft, seelischen Druck abzulassen

Etwas in Dir drin will Dich warnen, ein Zeichen geben. Je angestrengter Du versuchst nicht zu weinen, umso mehr baut sich dieser innere Druck auf. Durch diese Anstauung der Gefühle schießen vielen Menschen die Tränen oft in den ungünstigsten Momenten dann in die Augen.

3. Weinen vermittelt Echtheit

Wir können beispielsweise in einer Situation vom Grunde her enttäuscht sein und keine Anerkennung von anderen erleben. Dann können uns plötzlich und ohne unsere Kontrolle die Tränen in den Augen stehen. Und dann kann es gut sein, sich unter Tränen den Betreffenden gegenüber einmal auszuheulen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das ist und wirkt authentisch und unverfälscht.

Dies kann auch zu mehr Selbstvertrauen im Umgang mit seinen Emotionen führen.

4. Weinen verbindet Dich mit anderen Menschen.

Die meisten Menschen möchten einen weinenden Mitmenschen trösten und ihm helfen. Mitgefühl ist gut und wertvoll.

Aber die angestaute Gefühls-Energie (z.B. aufgrund von Trauer, Ärger oder Wut) muß manchmal einfach nur mit den Tränen heraus fließen. Wir können es bei kleinen Kindern gut beobachten. Wir brauchen dann einfach nur die Anwesenheit des anderen, die vermittelte Geborgenheit. Alles andere regelt sich mit den Minuten von selbst. Irgendwann haben wir uns ausgeheult, genug geweint und bekommen den Impuls, wieder aktiv am Leben teilnehmen zu wollen.

Und als Mitfühlender sollten wir dann einfach nur neben dem Weinenden sitzen, während er weint,  und nicht versucht, etwas in Ordnung zu bringen, zu trösten oder zu beschwichtigen („Du hast doch gar keinen Grund zu weinen. Höre auf damit!”).

5. Weinen bringt Beruhigung

Weinen ist zunächst für den Körper purer Stress: Das hyperventilierende Schluchzen läßt den Puls steigen und die Drüsen Schweiß produzieren.  Aber nach einiger Zeit folgt auf diese Stressreaktion ein beruhigendes Moment mit einem befreienden Gefühl, das eine andauernde Wirkung hat.