Konzentrative Entspannung (KoE) von Anita Wilda-Kiesel

Die konzentrative Entspannung ist eine Therapie, die Dir helfen kann, körperliche Verspannungen zu erspüren und diese zur Entspannung hin zu beeinflussen.
Anita Wilda-Kiesel hat diese Entspannungsmethode in den 1970er Jahren in der DDR entwickelt und gelehrt. Sie verbindet mentales Lernen mit Körperübungen, bei denen der Übende mit gleichbleibenden Sätzen (ähnlich wie beim Autogenen Training, aber in der Ich-Formulierung) selbständig, schnell Entspannung erreicht.

Der Ansatz für die KoE:
Körperliche Verspannungen äußeren sich in erster Linie in der Muskulatur, aber auch im Gefäßsystem und in Verkrampfungen der inneren Organe.
Die muskulären Verspannunen sind am häufigsten im Bereich des Schultergürtels und der Hals-Nacken-Partie zu finden. Diese Muskulatur ist in der Spannung fest und häufig auch schmerzhaft. Außerdem können Arme, Schultern, Nacken und Kopf nicht mehr leicht und locker bewegt werden. Sehr oft sind diese Veraspannungen der Muskulatur oder der inneren Organe nicht ständig zu spüren. Da sie sich allmählich entwickelt haben, sind sie ein Teil Deines Körperempfindens geworden, und erst die Fogeerscheinungen dieser Verspannungen werden als störend und belastend erlebt.

Die Konzentrative Entspannung wird als Methode im Grenzbereich zwischen Physiotherapie und Psychotherapie eingeordnet: Einerseits sind Elemente der Physiotherapie genutzt, wie Übungstechniken, die Entspannung fördern (z.B. zweiphasische kleine Bewegungsübungen, Dehn- und Stablagerungen). Andererseits bedient sich die Konzentrative Entspannung Vorgehensweisen der Psychotherapie (gezielte Formen der Gesprächsführung unter Anwendung gewisser „Techniken“).

Die Idee der KoE:
Eine Differenzierung von Körperempfindungen und -wahrnehmungen mit der Absicht der Beeinflussung von Spannungs- und Lösungssituationen.
Spürendes Vergleichen macht Änderungen bewußt im Sinne der psychophysiologischen Spannungs-Regulation.
Das Besondere der KoE ist, daß man nicht passiv den Körper wahrnimmt, sondern sich in der fast nahtlosen Aufeinanderfolge des Spürens und Verbalisierens selbst entäußert und Empfindungen einfachster sensorischer Art sprachlich während des Übens verdeutlicht.
Deshalb ist diese Entspannungsübung am besten in eine klientzentrierte Gesprächstherapie oder Gruppentherapie eingebunden bzw. Bestandteil der von Wilda-Kiesel mit entwickelten Kommunikativen Bewegungstherapie (KB). die KoE kann jedoch nach erfolgter Anleitung auch selbständig durchgeführt werden.
Dies geschieht durch
– stufenweises Training der Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung des Körpers
– In der Rückenlage Auflageflächen und Abstände des Körpers zur Unterlage wahrnehmen.
– Spannungen wahrnehmen und lösen
– schrittweise den gesamten Körper wahrnehmen
– den Körper im Raum wahrnehmen

Der konkrete Ablauf:
1. Ich lebe mich so bequem wie möglich hin.
2. Ich bin auf mich und meinen Körper konzentriert und ganz gelassen.
3. Ich erspüre aufmerksam meinen Körper.
4. Ich erspüre die Auflageflächen meines Körpers und lasse Festes los.
5. Ich erspüre die Abstände zur Unterlage und lasse mich tief in sie einsinken.
6. Ich erspüre meinen rechten Arm.
7. Ich erspüre meinen linken Arm.
8. Ich erspüre die Lage meiner Beine.
9. Ich erspüre die Auflageflächen meines Kopfes und entspanne mein Gesicht.
10. Ich dehne und recke mich und fühle mich wohl.

Das Ergebnis:
– Ein ausgezeichneter Zugang zu Selbstregulation.
– Die KoE-Methode zielt darauf, immer im Hier und Jetzt zu bleiben.

Literatur:

Anita Wilda-Kiesel:
Die konzentrative Entspannung : eine Methode zur Förderung der Körperwahrnehmung und Entspannung
Broschiert: 66 Seiten
Verlag: Lau- Verlag GmbH (Januar 2000)
ISBN-10: 3928537105

Anita-Wilda-Kiesel:
Die konzentrative Entspannung. Eine Relaxationsmethode für die Physiotherapie. Lehrmaterial DDR. 1981
von Anita-Wilda-Kiesel und Institut für Weiterbildung mittlerer medizinischer Fachkräfte der DDR
Broschüre: 52 Seiten
Verlag: Druck und Buch Merseburg; Auflage: 2 (1981)
ASIN: B005L80SOO

Anita Wilda-Kiesel, Anette Tögel, Uwe Wutzler:
Kommunikative Bewegungstherapie: Brücke zwischen Psychotherapie und Körpertherapie
Broschiert: 287 Seiten
Verlag: Verlag Hans Huber; Auflage: 1., Aufl. (16. Dezember 2010)
ISBN-10: 345684865X

Beschreibung:
Die Kommunikative Bewegungstherapie schließt die Lücke zwischen körperorientierten Therapieformen und psychodynamischer Gruppentherapie. Sie nutzt Körperbewegung und Körpersprache als therapeutische Mittel, um die zwischenmenschliche Begegnung in einer Gruppe und die damit verbundenen gruppentherapeutischen Prozesse zu fördern und für die Patienten auf körperlicher Ebene erfahrbar zu machen. Die Therapie bietet spezielle Aufgabenstellungen für die Entwicklung psychotherapeutischer Prozesse in Gruppen und für die Behandlung psychosomatischer und psychiatrischer Krankheitsbilder. Die Übungen fördern Wahrnehmung, Ich-Erfahrung, Auseinandersetzung, Entscheidungsfähigkeit und Vertrauen sowie Emotionalität und Kreativität. Die Reflexion des Erlebten ermöglichen den Patienten eigenes Verhalten, psychische und körperliche Veränderungen bewusster zu erleben, Fehlverhaltensweisen zu erkennen und im Rahmen der Therapie neue Verhaltensweisen zu erproben. Ursprünglich wurde die Methode hauptsächlich von Physiotherapeuten angewendet. Mit der vorliegenden, völlig neu geschriebenen Neuauflage des Standardwerks richtet sich die Kommunikative Bewegungstherapie an alle psychotherapeutisch tätigen Berufsgruppen, die die Gesprächtherapie in Gruppen durch einen körperbezogenen Therapieprozess fördern und erweitern möchten. Viel Aufmerksamkeit wurde deshalb dem praktischen Teil des Buches geschenkt, der die Anleitung zu einer Vielzahl von Übungen enthält und den Stunden- und Therapieaufbau praxisnah erläutert.

Brigitte Böttcher: Zur Konzentrativen Entspannung – Relaxationsmethode im Grenzbereich zwischen Physiotherapie und Psychotherapie

Ausbildung:

http://www.kommunikativebewegungstherapie.de/