Betreuungskonzept KASPERLE

Verletzte und erkrankte Menschen erleben Notfallsituationen als körperlich und seelisch belastenden Ausnahmezustand, so daß auch die Hilfeleistung nicht auf die Durchführung medizinischer Maßnahmen
beschränkt bleiben darf.
Notfallpatienten müssen umfassend betreut werden, und die verbale und nonverbale Zuwendung zum
Betroffenen ist ein unverzichtbarer Bestandteil professioneller Erstversorgung.
Ersthelfer sollten einige Regeln bei der Betreuung verletzter und erkrankter Kinder beherzigen und anwenden.

Abk. Bedeutung Beispielhafte Konkretisierung Kurze Begründung
K Kontaktaufnehmenvorsichtig

herstellen

 

– Sich dem Kind möglichst langsam nähern– Sich auf das körperliche Niveauund des Kindes begeben

– Sich mit Vornamen vorstellen und

Körperkontakt nach dem Vornamen des Kindes fragen

– Das Kind nicht alleine lassen

– In der Nähe des Kindes bleiben

– Das Kind streicheln

– In den Arm nehmen

– Hand halten

Kinder sind Fremden gegenüber mitunter recht mißtrauisch. Dies gilt umso mehr, wenn sie aufgeregt sind und situationsbedingt ohnehinschon Angst haben. Eine behutsame Kontaktaufnahme, beider sich der Helfer als anteilnehmender Partner des kindlichen Patienten

vorstellt, kann dem Kind ermöglichen, ihm gegenüber Vertrauen

zu entwickeln.

Körperkontakt vermittelt dem Kind das beruhigende Gefühl von

Nähe, Wärme und Geborgenheit

Aufgeregte und ängstliche Kinder, die noch dazu evtl. Schmerzen verspüren,

sind durch verbale Kommunikation kaum zu beruhigen. Auch

deshalb ist nonverbaler Kontakt zum kindlichen Patienten wichtig.

A Für Ablenkung  sorgen – Verletzungen bedecken

– Geschichten erzählen

– „Trostlieder“ singen

Vom Notfallgeschehen abzulenken, kann Aufregung, Angst undSchmerzempfindung vermindern.
S Situation erklären – Kindgerechte und altersgemäße Erklärungen geben– Ehrlich auf Fragen antworten

– Nicht lügen

 

Hier gilt es einerseits, dem kindlichen Informationsbedürfnis zu entsprechen,andererseits wird davon ausgegangen, daß Streß (der z.B.durch Schmerzen bei der Durchführung bestimmter Hilfsmaßnahmen

verursacht wird) besser verarbeitet werden kann, wenn man

auf ihn vorbereitet war.

P Personeneinbeziehen,die dem Kind

nahestehen

– Bezugspersonen, z.B. die Eltern, benachrichtigen, herbeiholen und in die Hilfeleistung einbeziehen Kinder sind emotional von Bezugspersonen abhängig. Zu den Bezugspersonenhat das Kind Vertrauen, es fühlt sich in ihrer Nähe geborgenund sicher.
E Entscheidungs-freiheit lassen  – Soweit möglich, Zwang und Druck bei der Hilfeleistung vermeiden, z.B.das Kind möglichst nicht festhalten Der beängstigende Eindruck, der Situation (und den Helfern) hilflosausgeliefert zu sein, wird durch die Vermeidung von Zwang undDruck sowie die möglichst weitgehende Wahrung kindlicher Entscheidungsfreiheit

vermindert.

Vermittelt wird das Gefühl relativer Selbstkontrolle, die ganz

grundsätzlich auch von Kindern angestrebt wird und die nicht zuletzt

auch die Wahrnehmung und die spätere Verarbeitung eines

Notfallgeschehens positiv beeinflußt.

R Ruhe bewahren – Eigene verbale und nonverbale Signale kontrollieren,– Aufregung ausdrückende Signale vermeiden Kinder nehmen verbale und nonverbale Signale (v.a. Gestik undMimik des Helfers!) sehr genau wahr und spüren sehr sensibel,wenn der Helfer selbst aufgeregt ist oder sich z.B. Sorgen macht.

Dies kann sich rasch auf das Kind übertragen und dessen eigene

Aufregung steigern, was ja möglichst vermieden werden soll.

L Lieblingsstofftierholen und dem Kindgeben – Teddybären oder andere Stoff- bzw. Kuscheltiere holen und dem Kind geben V.a. das weiche Fell und freundliche Gesichter der Stofftiere vermittelndas Gefühl von Wärme und Geborgenheit.Fast alle Kinder haben Lieblingsstofftiere, die für sie ohnehin enge

Begleiter in allen Lebenslagen sind, denen sie vertrauen und zu

denen eine durchaus große emotionale Verbindung besteht. Entsprechend

sollten Stofftiere, nach Möglichkeit die Lieblingsstofftiere,

ähnlich wie die Bezugspersonen eines Kindes, in die Hilfeleistung

einbezogen werden. Stofftiere sind geeignet, um Kinder

vom Notfallgeschehen abzulenken.

Stofftiere sind geeignet, um an ihnen bevorstehende Hilfsmaßnahmen

zu demonstrieren und das Kind somit auf deren Durchführung

vorzubereiten.

E Das Kindernst nehmen – Sich empathisch in die Situation des Kindes einfühlen– Nicht bagatellisieren– Nicht mit dem Kind in

„Babysprache“ sprechen

Kinder haben entwicklungsbedingt große Schwierigkeiten, Schmerzen,Sorgen und Ängste adäquat zu verbalisieren. Sie fühlen sichu.U. rasch unverstanden, alleingelassen und hilflos.

Zu wissen, daß der Helfer die Situation des Kindes versteht und

sich ernsthaft bemüht, Anteil zu nehmen, hilft dem Kind, Vertrauen

zum Helfer aufzubauen und sich geborgen zu fühlen.

 

Quelle: www.notfallseelsorge.de/