Kleiner Leitfaden für gute Väter

Vater

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.

Ersteres wird gern geübt,
Weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
Dass er gar nicht abgeneigt;
Nur will er mit seinen Sünden
Keinen guten Zweck verbinden,
Sondern, wenn die Kosten kommen,
Fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
Er die fromme Geistlichkeit,
Denn ihm sagt ein stilles Grauen:
Das sind Leute, welche trauen. –
So ein böser Mensch verbleibt
Lieber gänzlich unbeweibt. –
Ohne einen hochgeschätzten
Tugendsamen Vorgesetzten
Irrt er in der Welt umher,
Hat kein reines Hemde mehr,
Wird am Ende krumm und faltig,
Grimmig, greulich, ungestaltig,
Bis ihn dann bei Nacht und Tag
Gar kein Mädchen leiden mag.
Onkel heißt er günst’gen Falles,
Aber dieses ist auch alles. –

Oh, wie anders ist der Gute!
Er erlegt mit frischem Mute
Die gesetzlichen Gebühren,
Läßt sich redlich kopulieren,
Tut im stillen hocherfreut
Das, was seine Schuldigkeit,
Steht dann eines Morgens da
Als ein Vater und Papa
Und ist froh aus Herzensgrund,
Daß er dies so gut gekunnt.

Wilhelm Busch

(1832 – 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!

Ein guter Vater zu sein, das ist nicht einfach. Aber es gibt da bestimmte Grundsätze, die helfen können. Viele Väter haben sich von der Bibel inspirieren lassen und guten Erfolg damit gehabt. Hier sind einige praktische Ratschläge, die die Bibel für Familienväter parat hat.

1. Der Familie Zeit schenken

Wie kann man als Vater seinen Kindern zeigen, dass sie einem wichtig sind? Vieles macht man sicher ohnehin schon. Zum Beispiel bringt man so manches Opfer, damit sie materiell versorgt sind — was man wohl kaum tun würde, wenn sie einem nichts bedeuten würden. Schenkt man seinen Kindern jedoch nicht genügend Zeit, könnten sie denken, dass Beruf, Freunde oder Hobbys mehr zählen als sie.

Ab wann sollte sich ein Vater Zeit für seine Kinder nehmen? Die Mutter-Kind-Bindung entsteht nicht erst nach der Geburt. Etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche ist das Baby schon in der Lage, Geräusche wahrzunehmen. Von da an kann auch der Vater seine eigene, ganz besondere Beziehung zu dem Kind aufbauen. Er kann fühlen, wie es sich bewegt, horchen, wie das kleine Herzchen schlägt, mit ihm sprechen und ihm etwas vorsingen.

Biblischer Grundsatz: In biblischer Zeit war es üblich, dass Väter an der Erziehung ihrer Kinder beteiligt waren. Sie wurden angehalten, regelmäßig Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Bibel sagt das in 5. Mose 6:6, 7: „Es soll sich erweisen, dass diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“

2. Gute Väter sind gute Zuhörer

Ruhig zuhören, ohne gleich alles zu werten

Damit es mit der Kommunikation gut klappt, muss man zuhören können — zuhören, ohne überzureagieren.

Wenn die Kinder damit rechnen, dass der Vater schnell explodiert oder gleich alles wertet, wird er vergeblich darauf warten, dass sie sich ihm öffnen. Hört er ihnen jedoch ruhig zu, signalisiert er echtes Interesse, und die Kinder sind viel eher bereit, ihn in ihre wertvolle Gedanken- und Gefühlswelt hineinzulassen.

Biblischer Grundsatz: Die Bibel ist eine Fundgrube von weisen Ratschlägen, die sich in vielen Lebensbereichen bewährt haben. Sie empfiehlt zum Beispiel: „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Wer sich an diesen Grundsatz hält, bleibt mit seinen Kindern eher im Gespräch.

3. Lob und liebevolle Korrektur

Auch wenn man frustriert oder wütend ist: Das Motiv von Erziehungsmaßnahmen — ob Rat, Schulung, Korrektur oder nötigenfalls auch Strafe — sollte liebevolles Interesse am langfristigen Wohl der Kinder sein.

Übrigens greifen Erziehungsmaßnahmen viel besser, wenn die Kinder immer wieder gelobt werden. Ein alter Bibelspruch lautet: „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit“ (Sprüche 25:11). Lob ist für die Charakterentwicklung des Kindes wichtig. Kinder blühen auf, wenn ihre Eltern ihnen Beachtung schenken und sie spüren lassen, wie viel sie ihnen bedeuten. Lob richtig platziert stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes und motiviert es, weiter zu versuchen, das Richtige zu tun.

Biblischer Grundsatz: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kolosser 3:21).

4. Liebe und Respekt in der Ehe

Die Art und Weise wie der Vater seine Rolle als Ehemann ausfüllt, prägt die Kinder nachweislich. Familienexperten erklären in einem Fachbuch: „Die Mutter zu respektieren ist mit das Beste, was ein Vater für seine Kinder tun kann. . . . Eltern, die einander respektieren und das den Kindern auch zeigen, schaffen für sie eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit“ (The Importance of Fathers in the Healthy Development of Children). *

Biblischer Grundsatz: „Ihr Männer, liebt eure Frauen weiterhin, . . . jeder Einzelne von euch [liebe] seine Frau so wie sich selbst“ (Epheser 5:25, 33).

5. Gottes weisen Rat umsetzen

Wer Gott von Herzen liebt, kann seinen Kindern etwas sehr Wertvolles mit auf den Weg geben: ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater im Himmel.

Antonio, er ist Zeuge Jehovas, hat über die Jahre sechs Kinder großgezogen — eine enorme Leistung. Eines Tages schrieb ihm eine seiner Töchter: „Lieber Papa, ich wollte Dir einfach gern mal Danke sagen, dass Du mir geholfen hast, Jehova Gott, meine Mitmenschen und mich selbst zu lieben — das heißt, ein rundum ausgeglichener Mensch zu werden. Du hast mir Liebe zu Jehova vorgelebt und mich spüren lassen, dass ich Dir am Herzen liege. Danke, Papa, dass Jehova bei Dir immer an erster Stelle kam und Du uns Kinder als ein Geschenk von ihm gesehen hast.“

Biblischer Grundsatz: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deiner ganzen Tatkraft. Und es soll sich erweisen, dass diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind“ (5. Mose 6:5, 6).

 

Zum Vatersein gehört natürlich mehr, als diese fünf Punkte zu beachten. Und auch wenn man sich noch so anstrengt, wird man nie perfekt sein, da darf man sich nichts vormachen. Aber ein guter Vater sein ist möglich — solange man sich liebevoll und mit Augenmaß an die hier aufgeführten Grundsätze hält.

Text-Quelle: Andreas Falke