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„Give Peace A Chance!“ – „Gebt dem Frieden eine Chance!“
Die neue Beat-Musik, die sich seit Anfang der 1960er Jahr mit The Beatles, The Rolling Stones, The Who, The Animals, Manfred Mann, The Hollies, Small Faces, Herman’s Hermits, The Kinks und The Shadows, The Monkees und The Beach Boys u.a. wie Lauffeuer um den Erdball verbreitete, war damals revolutionär gegenüber der öffentlichen Standardmusik!
Aber es ging den jungen Menschen nicht allein um Flower Power und freie Liebe, um Rock`n Roll, Drogen und Sex, wie beim Woodstock Music and Art Festival, das als musikalischer Höhepunkt der US-amerikanischen Hippiebewegung gilt.
Die Studentenbewegungen richteten sich auf ihrem Höhepunkt 1968 in den westlichen Ländern mit revolutionären Ambitionen gegen die etablierte bürgerliche Gesellschaft mit ihrem Jahrtausende altem Muff und Unerträglichkeiten.
Die Studenten begehrten gegen verschiedene Seiten des (damaligen) Lebens auf. Ihre politische Bewegung war gekennzeichnet durch Zweifel und Kritik an:
- dem Vietnamkrieg
- der Struktur der Hochschulen (gefordert wurde Demokratisierung)
- der repräsentativen Demokratie und das Verhältnis der Bürger zum Staat, die politische Beteiligung
- der Macht der Wirtschaft mit ihren Folgen für die Gesellschaft einer „Technokratie“
- der Rolle von Experten und Autoritäten
- der Unabhängigkeit der Justiz
- der Benachteiligung der Frauen in der Gesellschaft
- dem Einfluss von Massenmedien auf die Gesellschaft (Springer-Konzern)
- dem Wettrüsten im Kalten Krieg
- der Konsumgesellschaft, und der mit ihr verbundenen Umweltverschmutzung
- die Ausgestaltung der Bildung und Erziehung
- teilweise als veraltet empfundenen Konventionen, Normen und Werten, die z. B. die Sexualität oder die sogenannte Sekundärtugenden betrafen
Mittel des Protests der vorwiegend Studenten waren (und sind) Demonstrationen, Blockaden, symbolische Aktionen, Streiks, Flugblätter und Redebeiträge, Performance oder Kommunikationsguerilla, teilweise aber auch Gewalt gegen Sachen und Personen.
- Ein (europäischer) Slogan der Bewegung: „Seid realistisch – verlangt das Unmögliche“ (Pierre Joseph Proudhon)
- Die Vorbilder der studentischen Rebellen waren neben J.F.Kennedy, Marcuse und Che Guevara.
- In Frankreich wurde die revoltierende Bewegung hauptsächlich von Daniel Cohn-Bendit angeführt, der mit Kommilitonen die linke „Bewegung 22. März“ gründete. Eine zentrale Aussage von ihm war: „Der Staat unterstützt die Klassengegensätze, hat die Macht bei Radio und Fernsehen und verfügt über ein willfähriges Parlament. Wir werden uns auf der Straße erklären, wir werden die Politik der direkten Demokratie praktizieren.“
- In Westdeutschland waren es vor allem der Studentenführer Rudi Dutschke, der seine gesellschaftsverändernden so zusammenfaßte: „Abschaffung von Hunger, Krieg und Herrschaft“!
- Und auch Uschi Obermaier gehörte dazu, die mit ihrem individuellen und befreiten Lebensentwurf die verknöcherte Gesellschaft aufrüttelte.
- Auch in den USA kommt es 1968 zu Unruhen an den Universitäten.
Im Spielfilm „Blutige Erdbeeren“ (The Strawberry Statement) werden tatsächliche Vorgänge wiedergegeben (The Strawberry Statement, Kunen, James Simon: ERDBEER-MANIFEST. Notizen zur Columbia-Revolte. Aus dem Amerik.v. David Wittenberg,Frankfurt, MÄRZ 1969):
– Ende der 1960er Jahre entstehen politische Protestkundgebungen, eine Studentenrevolte an der Columbia University von New York gegen Faschismus und Geheimdienstarbeit,
– der damalige Dekan der Universität: „Eine Universität ist definitiv keine demokratische Einrichtung. Wenn hier angefangen wird, Entscheidungen demokratisch zu fällen, werde ich nicht länger bleiben. […] ob Studenten für oder gegen einen Erlass stimmen, das ist, als würden sie mir erzählen, sie mögen Erdbeeren.“
– Es ging um die Möglichkeiten und Notwendigkeiten politischen Engagements.
– Der Film „Blutige Erdbeeren“ erfaßte die Situation und die gemeinsame Stimmung unter den aufbegehrenden Studenten offenbar genau: Gesellschaftliche Veränderung, aber friedlich!
– In einer entscheidenden Szene des Filmes – das legendäre Lied von John Lennon (Beatle) „All we are say: Give peace a chance!“
Das ist einer der nachwirkendsten Filmen, die ich je sah.
Hier ist der Film in voller Länger zu sehen und herunterzuladen.
Hier ein paar Kommentare zum Film
Lehren aus der Studentbewegung:
- Die „1968er“ bewirkten eine tiefe Zäsur in der (westlichen) Gesellschaft und Geschichte.
- Daniel Cohn-Bendit: „Es hat zutiefst die Menschen beeinflusst. Es ist eine andere Gesellschaft entstanden, eine andere Art zu leben, eine andere Art, die Politik wahrzunehmen, geprägt von der Revolte. Es waren ja nicht nur die sechs Wochen, sondern die ganze Zeit danach kam es zum Reformprozess dieser Gesellschaft.“
- Diese Bewegungen einer Minderheit der Gesellschaft stieß einen sozialen und kulturellen Paradigmenwechsel an, der in den 1970er jahren dann zu einem Teil des Massenbewußtseins (Mainstream) wurde (Wertewandel, Mode, Musik, politische Diskurse, Sexualität).
Weitere Artikel zum Thema:
- Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre
- Samtene Revolution und Mauerfall: Die Darstellung der Studentenrevolte von 1968 und der Wende von 1989 in deutschen und tschechischen Schulbüchern.
- Der Marxistische Studentenbund Spartakus (MSB) wurzelte in der Studentenbewegung der 1960er Jahre.
- Buch-Kopie: »Seid realistisch, verlangt das Unmögliche« Wie 1968 die Pädagogik bewegte (PDF)
- Gefährlichste Revolution der 68er: der Putzdienst
- Karl Reitter Die 68er Bewegung – Versuch einer Darstellung
- Bücherliste „Studentenbewegung“
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